Schwalbenhotel Kollbrunn

Es ist vollbracht! Am 20. Juni 2023 konnten wir endlich nach langjähriger Vorbereitung das neue Schwalben- & Spyren-Hotel beim Schulhaus Kollbrunn feiern. Herzlichen Dank an alle Helfer und Sponsoren (Siehe Projektbericht!). Ein besonderer Dank geht an die Umweltkommission Zell (Stefan Deinböck) ohne die das Projekt nicht hätte realisiert werden können, an Birdlife Zürich (Matthias Villiger) für die finanzielle und die fachliche Unterstützung und an die Schreinerei Andy Junker in Bennwil für die passgenaue Hotelkonstruktion.

Der Aufbau


Das Schwalbenhotel ist nun bereit für die neuen Bewohner! Das Modul kann für die jährliche Reinigung heruntergekurbelt werden. Das ist wichtig, um die Parasitenlast möglichst gering zu halten, aber auch um wieder Raum zu schaffen. (Video rechts!)

Projektbericht

Den Nestbau lenken, die Kolonien stabilisieren und sie langfristig erhalten

Im Rahmen der Aktualisierung des Gebäudebrüterinventars der Gemeinde Zell 2019 fanden die Vogelschützer des OV Rikon neben den vier Nisthilfen für Mehlschwalben am Bahnhofsgebäude viele alte und einige neue oder angefangene Naturnester von Mehlschwalben an den Gebäuden rund um den Bahnhof Kollbrunn. Darüberhinaus entdeckten sie zu ihrer grossen Freude eine neue Kolonie von Mauerseglern (Spyren) in einem Privathaus in der unteren Bahnhofstrasse, eine Vogelart die bei der letzten Zählung von Birdlife Zürich in Kollbrunn noch vermisst wurde.

Zusätzlich wurden wir im Herbst 2020 auf die unbefriedigende Situation der Gebäudebrüter beim Schulhaus Kollbrunn aufmerksam gemacht. Im Dach des alten Schulhausteils brüten Spyren und an den Fassaden des Gebäudes versuchen die sehr standorttreuen Mehlschwalben, oft wenig erfolgreich, Nester zu bauen bzw. ihre alten zu erhalten. Nach dem Abriss einiger Schwalbennester aufgrund von Neubauprojekten in dem Gebiet, sprach alles dafür den Vögeln durch künstliche Nisthilfen bei der „Arbeit“ zu helfen um die Kolonie auf Dauer zu erhalten. So wurde die Idee des Schwalben- und Spyren-Hotels geboren.

Der Standort für das Hotel war bald gefunden, obwohl er einige Voraussetzungen erfüllen musste. Bedingung war die Nähe zu den bereits bestehenden Nistplätzen. Darüberhinaus sollte er gute Anflugmöglichkeiten bieten, auf öffentlichem Gemeindegrund stehen, wenn möglich gut sichtbar sein um Interesse zu wecken und dabei die Vögel möglichst wenig stören. Beim Schulhaus scheinen alle Voraussetzungen gegeben zu sein. Und zusätzlich ergibt sich dadurch noch die Möglichkeit die Schule mit in das Projekt einzubinden.

Im März 2021 stellten wir also einen Antrag an die Umweltkommission der Gemeinde, welche uns grundsätzlich unterstützen wollte. So gingen wir voran und im Mai erhielten wir bereits eine Offerte für den Turm. Im Oktober 2021 gab es eine Begehung, mit dem Bereichsleiter Naturschutz von BirdLife Zürich, der den Standort als sinnvoll ausgewiesen hat.

Mit einem konkreten Projektbeschrieb und einem Finanzierungsplan war auch die Sponsorensuche erfolgreich. Natürlich mussten noch etliche kleine Abklärungen bezüglich Sicherheit, Untergrund, Unterhalt etc. erledigt werden. Bis im März 2022 erhielten wir die definitiven Gelder-Zusagen von der Gemeinde Zell, von BirdLife Zürich, von der Livin AG (Casa Solaris) und der Stiftung Sparkasse Kollbrunn. Der Plan war, dass wir für die nächste Saison, also den Frühling 2023, das Hotel parat hätten. Glücklich durften wir dann tatsächlich am 22. April 2023 das Schwalbenhotel aufstellen.

Der Turm mit den 18 Mauerseglerkästen und den 26 Schwalbennestern (bzw. 28, nach der Nachrüstung) ist nun für weitere Generationen von Mauersegler und Mehlschwalben bereit. Bleibt uns nur noch zu hoffen, dass die Vögel das Haus annehmen und bald einziehen. Bekannt ist aber, dass das eine Weile dauern kann. Sollte es nicht funktionieren, können wir noch versuchen mit Tonaufnahmen nachzuhelfen, wie es bereits bei den Mauerseglern im Kirchturm von Zell erfolgreich war.

Belinda Pudil, OV Rikon

Anmerkung: Warum künstliche Nisthilfen?

Mehlschwalben bauen ihre Nester im Gegensatz zu Rauchschwalben an den Aussenwänden von Gebäuden. Vorzugsweise mit Lehm, den sie in Kollbrunn z.B. beim nahe gelegenen Fabrikweiher finden können. Häufig funktioniert der natürliche Nestbau aber schlecht, weil es keinen guten Lehm gibt oder weil Lehm schlecht auf modernen Fassaden haftet. Darüberhinaus sind die wild angelegten Nester und der Dreck bei den Hausbesitzern meist nicht erwünscht. Und nicht zuletzt haben die Vögel einen fliegerischen Mehraufwand durch den Nestbau und das obwohl sie immer weniger Nahrung finden, Insekten, die sie dringend für die Jungenaufzucht brauchen.

Auch Mauersegler finden immer weniger Nistplätze. Sie nisten am liebsten in Hohlräumen von Dächern. Solche Hohlräume gibt es aber immer weniger, weil neue Häuser keine mehr haben oder weil die Häuser aus Energiespargründen immer besser abgedichtet werden.

Fotos und Text: Edgar Druffel, ehem. OV Rikon

1 Kommentar

  1. Veröffentlicht von Matthias Villiger, Bereichsleiter Naturschutz, Birdlife ZH am 28. Juni 2023 um 13:19

    Grussbotschaft von Matthias Villiger zur Einweihung:
    Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Naturfreunde
    wir weihen heute das neue Segler- und Schwalbenhaus in Kollbrunn ein: ein grosser
    Moment, nach einigen Monaten der Planung, Verhandlung und Finanzierung.
    Mit dem Aufstellen dieser Baute signalisieren Schule, Gemeinde und der OV Rikon,
    dass ihnen die Mauersegler und Mehlschwalben wichtig sind und diese Boten des
    Sommers zum Dorf gehören, als Teil von Kollbrunn, als Teil der Heimat.
    Diese Vögel waren ursprünglich Felsenbrüter an Steilwänden und haben sich dann
    im Lauf der Geschichte an menschliche Siedlungen gewöhnt, die Hauswände haben
    die Felsflanken abgelöst. Damit sind die Vögel eigentliche Nachbarn von uns Dorf und
    Stadtbewohnern geworden. Und wie menschliche Nachbarn brauchen auch sie
    Wohnraum, Platz, Nahrung – und eine Portion Toleranz oder gar Akzeptanz.
    Das ist natürlich oft nicht einfach, naturgemäss machen diese Vögel Geräusche,
    Dreck und Hektik am Himmel. Für einige sind sie zum Glück Boten des Sommers,
    Akrobaten der Lüfte, Schauspieler des Himmels, die mit ihrer Rückkehr im Frühling
    die warme Jahreszeit ankündigen und trotz Klimawandel einen beruhigend normalen
    Jahresverlauf signalisieren.
    Mit dem Segler- und Schwalbenhotel auf dem Schulgelände holen wir diese Vögel
    ein Stück weit weg von den Hausfassaden, geben ihnen aber Platz zum Brüten an
    einem Ort, an dem sie ungestört sind und den Kindern und Lehrpersonal einiges an
    Schauspiel und lehrreichen Erkenntnissen bieten werden.
    Aber gemach. Falls es in den nächsten Jahren nicht klappen sollte mit einer
    Besiedlung: haben Sie Geduld. Die Erfahrung zeigt, dass es oft einige Jahre dauern
    kann, bis mal ein Jungvogel die neue Logiermöglichkeit entdeckt und dann besiedelt.
    Wenn diese Hürde dann aber mal geschafft ist, geht es in der Regel schnell, bis
    weitere Nachbarn zuziehen.
    Unser aufrichtiger Dank gilt der Initiatorin Belinda Pudil, die sich mit
    Fingerspitzengefühl und einer Portion Hartnäckigkeit für das Projekt eingesetzt hat.
    Danken möchten wir auch allen anderen Involvierten: der Schule und Schulbehörde,
    der Gemeinde und dem Unternehmer.
    Als Dachverband der lokalen Naturschutzvereine sind wir stolz auf “unseren” OV
    Rikon, der in seinem Wirkungsumfeld hier einen Meilenstein setzen konnte.
    Wir wünschen den Bewohner:innen von Kollbrunn viel Freude mit den künftigen
    Hotel-Gästen und hoffen, dass wir alle nicht zu lange auf eine Besiedlung warten
    müssen.
    Herzliche Grüsse,
    Mathias Villiger, BirdLife Zürich
    20. Juni 2023

Hinterlassen Sie einen Kommentar